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Der berühmte Filzanzug - Westfalen-Blatt

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Den Besuchern fällt er gleich sofort ins Auge. Andrea Brockmann setzt den hohen Wiedererkennungswert des Kunstwerks gezielt als Aha-Effekt ein. Joseph Beuys (1921-1986) war mit seinem Filzhut verwachsen und entwarf 1970 eben auch einen Filzanzug. 99 Exemplare entstanden insgesamt. Sie sind ein Musterbeispiel für den künstlerischen Umgang mit Kleidung, um den es in der Ausstellung geht.

Intellektuell aufgeladenes Kunstwerk

„Beuys wollte keinen tragbaren Anzug gestalten, sondern mit ihm ausdrücken, dass wir uns warm anziehen und umhüllen, um einen Prozess auszulösen, der zu kreativen Gedanken führt“, erläutert Andrea Brockmann. Der Anzug schütze und speichere Wärme und Energie. „Und diese Energie brauchen wir, um kreativ zu sein.“

Der Anzug aus Filz war also von vornherein nicht als Alltagsgegenstand gedacht, sondern als intellektuell aufgeladenes Kunstwerk. Beuys habe ihn nur ein einziges Mal getragen, weiß Andrea Brockmann, und zwar bei einer Performance in der Kunstakademie Düsseldorf. Für Beuys war Filz Ausdruck von Wärme und Schutz. Einmal ließ er sich mit einem Kojoten in einen Raum einsperren und hüllte sich in eine Filzdecke. Passiert ist ihm nichts.

Seine Filzanzüge erwiesen sich für Kunstkenner als lukrative Geldanlage. Anfangs hätten sie 1000 D-Mark gekostet, aber „der letzte Anzug ist für 74.000 Euro versteigert worden“, erzählt Andrea Brockmann. In Schloß Neuhaus ist das Werk von Beuys eines von 67 Ausstellungsstücken von 19 Künstlern. Sie spiegeln die Rolle von Kleidung als Motiv, Material und gesellschaftliche Größe in der Kunst wider.

Sieben Meter hohe Rocksäulen

Den Unterschied zwischen Künstlern und Modeschöpfern beschreibt Andrea Brockmann so: „Künstler verfremden Kleidung und verbinden damit eine Botschaft. Modeschöpfer entwerfen Kleidung, die Menschen kaufen und tragen sollen.“ Als Beispiel nennt sie die sieben Meter hohen Rocksäulen der Düsseldorfer Künstlerin Ulrike Kessl, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. Diese Röcke kann niemand anziehen, sie nehmen vielmehr Bezug auf das Prinzip der Säule.

Aber während Säulen aus Marmor stabil sind, wirken die Textilsäulen von Ulrike Kessl leicht und fragil. „Anziehend. Kunst-Kleider und textile Objekte“ ist wie berichtet eine von fünf Ausstellungen der städtischen Museen und Galerien unter dem Oberthema „Get dressed!“. Sie befassen sich mit der Bedeutung des Kleides in Geschichte, Kunst und Natur.

Ablehnung und Zustimmung

Am Prinzip der Gemeinschaftsausstellung will Andrea Brockmann festhalten, um die Zusammengehörigkeit der heimischen Museen deutlich zu machen. Die Städtische Galerie in der Reithalle soll dauerhaft zu einem Ort für moderne, zeitgenössische Kunst werden. Ihre Vorgängerin Andrea Wandschneider hatte daran kein Interesse.

Andrea Brockmanns neues Konzept stößt gleichermaßen auf Ablehnung wie Zustimmung. Einige Besucher wünschen sich die alten Zeiten mit Ausstellungen über die Breughels zurück, andere loben die Offenheit, dass die Kunst jetzt mehr Raum habe und stärker wirken könne, dass die Städtische Galerie den Charakter einer Ausstellungshalle bekommen habe. Andrea Brockmann möchte, dass die Besucher „flanierend Kunst erleben können“. Die Schau „Anziehend“ läuft noch bis zum 8. November.




September 01, 2020 at 09:00AM
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Der berühmte Filzanzug - Westfalen-Blatt

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der Anzug

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